Die Wachau erinnert Besucher oft an eine Art Zeitkapsel, denn hier meint man an vielen Ecken, die Zeit sei irgendwann einfach stehen geblieben. Und im Grunde ist das ja wahr: Ortschaften wie Dürnstein, Rossatz, Weißenkirchen oder Spitz wurden und werden von ihren Bewohnern so gepflegt und gehegt, dass sie viel von ihrem mittelalterlichen Charme behalten konnten. Doch hinter vielen Toren ist die Zeit alles andere als stehen geblieben.
Der fortschrittliche, innovative Geist der Winzer und Gastronomen kann am besten an ihren Leistungen gemessen werden – und da zählen die Wachauer heute zu den Vorreitern ihrer Zunft. In dieser ausgesprochenen Wohlfühllandschaft, die übrigens im Jahr 2000 zum Weltkulturerbe erhoben wurde, wird seit Menschengedenken Weinbau betrieben. Die Enge des Tals veranlasste die Winzer von Anfang an, die Reben in Steinterrassen auf den sonnenbeschienenen Hängen zu pflanzen, denn der schmale Talgrund war Obst, Gemüse und dem Vieh vorbehalten. Und so entstanden in Trockenbauweise die enormen Maueranlagen, deren Dimensionen es mit den Monumenten der Antike aufnehmen könnten. Und dort wachsen auf besten Urgesteinsböden die großartigen Wachauer Weißweine in drei trockenen Kategorien: der leichten, frischen Steinfeder, dem eleganten Federspiel und dem stoffigen, langlebigen Smaragd.
Mineralisch und fein
Der Grüne Veltliner ist die tonangebende Sorte auf den etwas mehr als 1300 Hektar Rebfläche, Kenner schätzen die Weine aus der finessenreichen Rieslingtraube. Eine Spezialität ist die milde Sorte namens Neuburger, die in der Wachau ihren Ursprung haben soll, legendär wie rar ist der aromatische Gelbe Muskateller. Auch die weißen Burgundersorten sind hier vertreten, wie auch ein klein wenig Sauvignon Blanc . Einige Winzer haben sich sogar dem Rotwein verschrieben. Nirgendwo in Österreich ist die Dichte an Spitzenwinzern so groß wie hier, und gegen Voranmeldung freuen sich auch die Stars der Szene über Besucher. Die Gastronomie setzt auf regionale Spezialitäten, und die gibt es von der legendären Marille bis zum Safran. Erkundet wird die Wachau am besten zu Fuß oder zu Wasser, aber auf jeden Fall mit wohlgesetzten Schritten.
Noch mehr Genuss aus der Wachau:
Wachauer Laberl
Kalmuck-Torte der Konditorei Elisabeth in Weißenkirchen
Vielfältige Safarnprodukte der Wachauer Safranmanufaktur
Getöpferte Keramiken von Sabine Schneeweiß
Edelbrände von Markus Wieser
Rezepttipp:
Marillenfleck mit Streusel
ERSCHIENEN IN Falstaff Nr. 04/2020
Quelle: www.falstaff.at